„Hiermit schließe ich meinen Instagram-Account“

Ist dieser Satz Dir ebenfalls schon einmal begegnet? Ich bin seit Februar 2020 bei Insta und lese regelmäßig diese oder ähnliche Worte. Enttäuschte Menschen geben Social Media entweder ganz auf oder ziehen zu einer anderen Plattform, auf der sie sich mehr Erfolg erhoffen. Und auch ich kenne diese Unzufriedenheit mit Instagram zu gut.

Instagram ist eine großartige Möglichkeit für mich, um meine Bilder zu zeigen, mich inspirieren zu lassen und nette Menschen kennenzulernen. Aber leider ist es nicht immer einfach, mit dieser Social Media Plattform zu arbeiten, da Instagram regelmäßig seinen Algorithmus anpasst. Natürlich ist das Argument der Entwickler, dass diese Anpassung zum Vorteil der Benutzer ist. Aber eins sollte uns klar sein: die Inhaber der Plattform wollen mit Instagram Geld verdienen. Also nützt der Algorithmus in erster Linie natürlich Instagram selbst, indem er versucht, Dich möglichst lange mit für Dich interessanten Beiträgen auf der Plattform zu halten. Aber ist dies so verwerflich? Und sind andere Social-Media-Anbieter anders?

Nicht alles ist Gold, was glänzt

2021 habe ich Instagram für längere Zeit aus privaten Gründen den Rücken zugedreht. Aus meiner Fotogruppe, der „Ulla-Lohmann-Family“ bekam ich die Empfehlung, mal „Subs“ auszuprobieren. Keine Werbung, kein Algorithmus, den man bedienen muss und die Entwickler beteiligten sich regelmäßig am Geschehen. Die Community war herzlich und ich habe darüber fantastische Menschen kennengelernt, von denen mich noch jetzt einige in meinem Leben begleiten. Ich kam mit Subs zur Ruhe, bekam Abstand zu einigen Geschehnissen in meinem Leben und hatte trotzdem eine tolle Möglichkeit, meine Bilder zu präsentieren. Doch irgendwann veränderte sich Subs. Es gab keine Informationen mehr von Seiten der Entwickler, dafür stürzte die App immer häufiger ab. Des Weiteren wurden die Bilder nicht mehr geprüft, wodurch die Plattform mit vielen Fotos FSK 18 überschwemmt wurden. Ich bin nicht prüde und stehe als Fotografin auch der Aktfotografie offen gegenüber. Es gibt fantastische Fotograf/innen, die es schaffen, den weiblichen und auch männlichen Körper wundervoll darzustellen. Durch ihre großartige Arbeit haben Aktfotos nichts verwerfliches, nichts „schmutziges“ sondern sind brillante Kunstwerke. Doch auf Subs waren plötzlich Bilder, die mir viel zu tiefe Einblicke lieferten und oft sehr erniedrigend Frauen gegenüber waren. Wollte ich wirklich, dass meine Makros neben diesen Bildern zu sehen sind? Nach einigen Monaten Subs sehnte ich mich plötzlich wieder nach der lauten und schnellen Plattform Instagram, deren Algorithmus und auch Zensur solche Inhalte vor mir verbirgt.

Was ist der Algorithmus und was bewirkt er?

Wir stellen uns mal vor, Instagram ist Dein ganz persönliches Theaterprogramm. Es stehen unendlich viele Künstler zur Verfügung, die Dir ihr Bühnenprogramm gerne zeigen würden. Der Algorithmus ist der Regisseur, der entscheidet, welchen Künstler Du zu sehen bekommst. Je besser die Qualität der Vorführung (Fotos oder Reels), desto zufriedener ist der Regisseur. Gemessen wird dieses an den Likes, Kommentaren und Shares, die ein Beitrag bekommt. Um so stärker die Interaktion der Follower, desto mehr Personen bekommen diesen Post vom Algorithmus angezeigt. Damit dieser Post die richtigen Zuschauer findet, geben die Künstler „Hashtags“ an. Hashtags sind wie digitale Schlagwörter oder Schlagzeilen, die mit einem Rautezeichen (#) beginnen. Sie werden verwendet, um Inhalte auf sozialen Medien zu kategorisieren. Wenn ich also das Bild eines Marienkäfers poste, lauten meine Hashtags zum Beispiel #marienkäfer und #naturfotografie.

Aber nicht nur Likes und Hashtags beeinflussen den Algorithmus. Die Künstler sollten regelmäßig posten, möglichst alle zur Verfügung stehende Formate nutzen (Posts, Carousel-Posts, Reels, Storys, Lives) und natürlich auch mit den Followern interagieren, also auf Kommentare oder persönliche Nachrichten reagieren. Werden all diese Punkte erfüllt, ist der Regisseur glücklich: der Post wird durch den Algorithmus vielen Leuten gezeigt.

Wie landet mein Post denn dann auf Deinem Bildschirm?

Wenn Du Inhalte auf Instagram likest, kommentierst, mit anderen Leuten teilst oder bestimmten Accounts folgst, merkt sich das der Algorithmus. Er zeigt Dir ähnliche Inhalte an, weil die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass diese Dir ebenfalls gefallen werden. Denn wie wir wissen: Instagram möchte Dich gut unterhalten, damit Du viel Zeit dort verbringst.

Oh nein – Reels…

Als ich zu Instagram zurückkehrte, lief es anfangs wieder sehr gut. Ich konnte durch viele neue Bilder, die sich in den Monaten zuvor angesammelt hatten, den Algorithmus gnädig stimmen. Die Likes und Followerzahlen stiegen. Aber dann wurden die Reels auf Instagram eingeführt, mit denen die Entwickler hofften, eine Konkurrenz für TikTok zu werden. Für viele Fotografen ist diese Darstellungsmöglichkeit ein Graus, wie auch für mich. Ich hatte keine richtige Idee, was ich in Reels zeigen könnte oder sollte. Schnell wurde ich der Videos müde, die im Rhythmus der Musik viele Bilder zügig hintereinander zeigen. Das war und ist nicht meine Welt. Ebenso wenig wollte ich mich vor der Kamera zum Hampelmann machen, um mit diesem Reel möglichst viele Likes zu erhalten. Doch leider werden (oder wurden – ich weiß nicht, was im Moment aktuell ist) die Reels vom Algorithmus stark bevorzugt. Dieses Format treibt mich zur Verzweiflung. Zwar verfüge ich über rudimentäre Kenntnisse was das Erstellen von Videos angeht, doch ich bin kein Videograf. Ein Reel zu erstellen ist für mich ein großer zeitlicher Aufwand. Das Format aber ist sehr schnelllebig. So weit ich weiß, wird das Kurzvideo nach 48 Stunden für den Algorithmus uninteressant. Ich muss also viel Zeit investieren für etwas, was mir nur kurzfristigen Erfolg bringen wird. Ich habe weder einen YouTube- und natürlich keinen TikTok-Account. Mein Reel wäre also nur für Instagram. Dieser Aufwand ist mir im Moment zu hoch.

Der Zwang, Content liefern zu müssen, übt Druck auf mich aus

Über all das verzweifelt, habe ich unterschiedliche Plattformen angetestet. Flickr, 500px, Vero…. Aber auf diesen Social-Media-Plattformen komme ich höchstens mit Fotografen in Kontakt, wenn überhaupt. Des Weiteren bieten sie mir nicht die kreativen Möglichkeiten, die mir Instagram bietet. Ich liebe es, Storys zu erstellen. Eigentlich zeige ich die meisten Bilder dort und nicht in den Posts. Durch die Storys komme ich immer wieder mit anderen Menschen in Kontakt, was ich ebenfalls sehr mag. Ich mag es, Posts zu erstellen und dazu Texte zu verfassen. Womit ich aber nicht klar komme, ist dieser Zwang, Content zu liefern, um mehr Reichweite zu bekommen. Mir schnürt es den Hals zu, wenn ich daran denke, wieder mehrmals in der Woche Posts erstellen zu müssen. Doch wenn ich den Algorithmus nicht bediene, wie es seine mathematische Formel von mir erwartet, „straft“ er mich, in dem kaum einer sieht, was ich auf Instagram zeige. Und da sind wir an dem Punkt, wo viele Instagram enttäuscht oder sogar sauer aufgeben und zu einer anderen Plattform wechseln. Meist geschieht dies mit viel Gemotze und Gemecker.

Natürlich verstehe ich es sehr gut, dass Leute enttäuscht sind, wenn der Algorithmus sie nicht versteht. Viele fantastische Inhalte bleiben unentdeckt, weil der Künstler keine Reichweite bekommt. Aber hilft es, wenn ich über Instagram lautstark motze und meinen Followern zeige, dass ich unzufrieden bin? Instagram mobbt mich nicht. Ich bediene den Algorithmus nicht richtig, weshalb er meinen Inhalt nicht versteht. Es ist reine Mathematik und keine persönliche Präferenz.

Was will ich eigentlich auf Instagram?

Die große Frage ist doch, was ich mir von Instagram erhoffe. Ich möchte Reichweite. Ich möchte, dass viele Menschen meine Bilder zu sehen bekommen, die meine Bilder zu schätzen wissen und liken. Die Bedingungen dafür sind doch eigentlich ganz einfach: tust Du was für Instagram, tut Instagram etwas für Dich. Spiele nach den Regeln des Algorithmus, die lauten:

  • Poste regelmäßig, bestenfalls mehrmals wöchentlich, aber immer im gleichen Rhythmus.

  • Nutze Hashtags

    Angeblich sind diese nicht mehr zwingend erforderlich. Aber ob das stimmt, weiß ich nicht. Aus diesem Grunde nutze ich sie weiterhin. Überlege gut, welche Hashtags Deinen Inhalt beschreiben. Nutze für Deine Posts grundlegende Hashtags, die Deine Kunst oder Business beschreiben. Bei mir sind es zum Beispiel #naturfotografie #wandbilder #kunstfotografie. So kann der Algorithmus Dich besser einordnen.

  • Nutze alle Formate, die Dir Instagram zur Verfügung stellt.

    (Storys, Reels, Post, Carousel-Posts, Lives)

  • Interagiere mit Deinen Followern

    Antworte zügig auf Kommentare und persönliche Nachrichten

  • Baue eine Community auf

    Interessiere Dich für Deine Follower. Halte Kontakt zu ihnen.

Wenn Du Dir diese Dinge zu Herzen nimmst, wird es aber dennoch mehrere Wochen dauern, bis Du einen Erfolg siehst. Das liegt aber nicht daran, dass Instagram Dich ärgern möchte. Es dauert einfach, bis der Algorithmus Dich bzw. Deine Inhalte einzuordnen weiß. Instagram bedeutet viel Arbeit, was einigen nicht bewusst ist. Die erfolgreichen Accounts werden selten über Nacht zu „Stars“. Es steckt oft viel Mühe und Planung dahinter, was aber die wenigsten sehen oder sehen wollen. Einige greifen dann aus Verzweiflung zu der Möglichkeit, Follower und Likes zu kaufen. Das hilft aber nur einem: dem Bankkonto der Person, die solche Leistungen anbietet. Der Algorithmus wird dadurch nämlich nicht bedient. Und er ist das wichtigste Mittel, um langfristig auf Instagram erfolgreich zu sein.

Instagram ist Arbeit

Wenn ich auf Instagram was erreichen möchte, muss ich viel Zeit investieren und regelmäßig hochwertige Inhalte bieten. Ich kein Promi, der durch seine Bekanntheit in Funk und Fernsehen schon Follower mitbringt. Ich bin fotografisch ein kleines und unbekanntes Licht. Also werde ich nach den Regeln des Algorithmus tanzen müssen – zumindest wenn ich dort langfristig erfolgreich sein möchte. Was für mich Erfolg auf Instagram bedeutet, darüber habe ich lange Zeit nachgegrübelt. Ich möchte natürlich als Fotografin bekannter werden. Und selbstverständlich möchte ich meine Bilder verkaufen. Aber möchte ich mich gestresst und unwohl fühlen, während ich versuche, dem Algorithmus klarzumachen, was für ein Business ich führe und was auf meinen Bildern zu sehen ist? Im Moment bin ich dazu nicht bereit. Und ich akzeptiere, dass ich aus diesem Grunde wenig Reichweite zugesprochen bekomme. Instagram soll mir Spaß machen. Ich möchte mit Freude meine Bilder und kleinen Geschichten zeigen.

Selbstverständlich freue ich mich über Likes, aber damit verdiene ich kein Geld. Ein Like bedeutet noch lange nicht, dass diese Person auch in meinem Shop kaufen würde. Sicherlich, um so mehr Follower ich aus Deutschland, Österreich und auch der Schweiz habe, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand meine Bilder kaufen möchte. Aber der Preis meiner Ruhe und meines seelischen Wohlbefindens ist mir zur Zeit zu hoch. Für mich ist Instagram eine Plattform, auf der ich Spaß haben kann, mit Menschen in Kontakt komme, mich inspirieren lassen und meine Bilder veröffentliche. Ich nehme mir ganz bewusst den Druck, Inhalte veröffentlichen zu müssen.

Bewältige den Druck bei Instagram

In der Welt der sozialen Medien werden Likes und Follower oft als Maßstab für Erfolg betrachtet. Aber die wichtige Frage, die man sich stellen sollte, ist: „Was möchte ich wirklich auf Instagram erreichen?“. Die Plattform bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, aber es liegt an jedem Einzelnen, die eigenen Ziele zu definieren und den Weg dorthin zu gestalten.

Wenn der Druck, dem Algorithmus gerecht zu werden, überhandnimmt, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass Instagram in erster Linie Spaß machen sollte. Die Kunst besteht darin, die Balance zu finden zwischen dem, was der Algorithmus mag, und dem, was einem persönlich Freude bereitet.

Es ist verlockend, den schnellen Weg zu wählen, Follower zu kaufen oder sich dem Diktat des Algorithmus mit zwanghaftem Content-Erstellen zu unterwerfen. Doch letztendlich führt der wahre Weg zum Erfolg über Authentizität und die konsequente Verfolgung eigener Interessen.

Instagram kann eine großartige Plattform sein, um sich auszudrücken, Kontakte zu knüpfen und sogar Geschäfte zu machen. Aber es ist wichtig zu akzeptieren, dass Erfolg auf Instagram Zeit und Engagement erfordert. Es ist keine Instant-Lösung, sondern eine kontinuierliche Reise.

Die Entscheidung, den Druck abzuschütteln und bewusst Inhalte zu teilen, kann eine Befreiung sein. Die wahre Belohnung liegt oft nicht in der Anzahl der Likes, sondern in den authentischen Verbindungen, die man auf der Plattform schafft.

In der Welt der sozialen Medien mag es manchmal schwierig sein, nicht von äußeren Erwartungen getrieben zu werden. Aber letztendlich ist es Deine Reise auf Instagram, und Du bestimmst, wie Du sie gestaltest. Der Schlüssel liegt darin, den Spaß und die Kreativität in den Vordergrund zu stellen und den Druck abzuschütteln – denn Instagram sollte vor allem eine Bühne für Deine Leidenschaft sein.

In diesem Sinne: Teile, entdecke, interagiere – aber vor allem: genieße die Reise auf Instagram!